Aida: Neue Technik benötigt manchmal gewisse Zeit
Die FAZ hat ein Interview mit Felix Eichhorn durchgeführt unter dem Titel: "Neue Technik benötigt manchmal gewisse Zeit".
Nachfolgend findet einige Ergebnisse des FAZ-Interviews von Timo Kutowski mit Felix Eichhorn, Chef von Aida. In diesem Interview erklärt Eichhorn Fortschritte und Hürden auf dem Kurs zu weniger Emissionen.
Der 44 Jahre alte Aida Chef Felix Eichhorn (linkes Bild) hat 1999 bei Aida angeheuert. Derzeit war Aida als eine Tochtergesellschaft des amerikanischen Kreuzfahrt Konzerns Carnival erst mit einem Schiff unterwegs. Inzwischen besteht die Aida-Flotte aus aktuell elf Schiffen für insgesamt 32.000 Passagieren.
Zum Thema Emissionen und neue Kraftstoffe sagte Eichhorn u. a.: Das Schiff liegt circa 40 % der Zeit im Hafen, für die Emissionsminderung spielt daher auch die Hafenliegezeit eine wichtige Rolle. Daher wird in den Häfen Landstrom genutzt, und diese neue Technik benötigt manchmal eine gewisse Zeit. Wir, die Aida haben in Neubauplänen schon vor 20 Jahren den Anschluss an Bord eingezeichnet. 2007 hatten wir das erste Schiff mit einer Landstrom-Steckdose in Europa. Es hat aber zehn Jahre gedauert, bis es in Europa die erste Landstromanlage gab. Das war im Hamburger Hafen, sie ging 2017 in Betrieb. Inzwischen haben alle unsere Schiffe, die zu Landstromhäfen fahren entsprechende Anschlüsse.
2023 haben wir Landstrom bei 65 Anläufen genutzt. 2024 schon 360-Mal. Für 2025 planen wir, sie mehr als 550-Mal zu nutzen, statt die Hilfsdiesel im Hafen laufen zu lassen. Wir kommen damit in ein exponentielles Wachstum.
360 Nutzungen im Jahr, das entspricht den Hafenanläufen von nur etwas mehr als einem Schiff, denn in Europa gibt es erst zwölf Häfen mit Land-Stromanlagen, fast alle in Nord Europa und in Deutschland. Weltweit laufen wir mehr als 250 Hilfen an, da ist also noch viel zu tun.
Ein Schiff ist zu 60 % auf Sie. Da wir bis 2050 emissionsfrei sein wollen, müssen wir also alternative Kraftstoffe nutzen das sind besonders strombasierte Kraftstoffe. Die müssen dort verfügbar sein, wo unsere Schiffe fahren und das auch zu vernünftigen Preisen.
Zunächst einmal sind alternative Kraftstoffe nicht in ausreichenden Mengen verfügbar. Wir brauchen einen politisch organisierten Markthochlauf. Die EU zwingt uns derweil bereits, alternative Kraftstoffe beizumischen und wir können nur das tanken was angeboten wird. Dasselbe Problem haben auch die Fluggesellschaften. Die Frage ist warum finden sich nicht genügend Anbieter für alternative Kraftstoffe. Ist die Nachfrage vielleicht doch nicht so sicher wie es scheint? Viele Projekte, die an uns herangetragen wurden, sind an unklaren gesetzlichen Regularien gescheitert.
Im Autoverkehr führt der Kurs zu Batterien, also zu elektrischer Elektromobilität. In der Schifffahrt ist die künftige Technologie dagegen noch unklar. Wir werden auf flüssige oder gasförmige Kraftstoffe angewiesen sein. Es wird über vier mögliche Kraftstoffe gesprochen mit unterschiedlichen Eintrittswahrscheinlichkeiten: Wasserstoff, Ammoniak sowie Methanol und LNG in Form von E-oder Biokraftstoffen.
Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde das Kreuzfahrtschiff AIDAprima am 5. September 2024 im Hafen von Rotterdam erstmals mit 100-prozentigem erneuerbarem Biokraftstoff (BMF100) betankt. Dabei handelt es sich um einen gemischten Biokraftstoff, der vollständig auf fortschrittlichen Abfall- und Reststoffströmen basiert und nach Angaben des Anbieters VARO Energy eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 85 Prozent im Vergleich zu herkömmlich fossilen Kraftstoffen ermöglicht. Umfangreiche Tests sollen nun zeigen, wie sich dieser Kraftstoff im regulären Schiffsbetrieb bewährt und welche Potenziale er für den künftigen Einsatz an Bord der AIDA Flotte bietet.
(Quellen Text und Bild Aida)
Ammoniak ist vielleicht für die Handelsschifffahrt aber nicht für die Kreuzfahrt geeignet. Wasserstoff wird mittlerweile kritischer gesehen. E-LNG und E-Methanol
sind für die Kreuzfahrt vielversprechend. Wir müssen genau überlegen, welche wir nutzen, um Fehlinvestition zu vermeiden. Ein Hochseeschiff wird für mindestens 30 Jahre gebaut. Die Politik, der
Bund, und internationale Organisationen müssen zu einer Standardisierung kommen, welche Kraftstoffe eingesetzt werden sollen und wie eine Anrechnung auf Emissions-Bilanzen erfolgt. Das fehlt
leider. Erst dann können sich Kraftstoffhersteller vorbereiten. Niemand wird in eine Anlage investieren, wenn keiner weiß, ob es eine große Nachfrage gibt.
FAZ: Der Wettbewerber TUI vergrößert seine Flotte innerhalb von zwei Jahren um drei Schiffe. Sie haben keines bestellt. Wann kommt der nächste Auftrag.
Daran arbeiten wir, denn das Wachstum ist in der Branche begrenzt durch die Kapazitäten, die auf dem Markt sind. Wir haben 2018 und 2022 unsere größten Schiffe zur Flotte hinzugefügt. Wir hatten also gerade einen großen Wachstumsschub. Nun machen wir mit unserem Programm "Evolution" einen großen Modernisierungsschub. Bis 2026 renovieren wir drei Schiffe und investieren einen dreistelligen Millionenbetrag. Das erste Schiff wird im März fertig, letztlich planen wir Arbeiten auf sieben Schiffen, das wird das größte Flotten-Modernisierungsprogramm überhaupt. Das erste Schiff ist vor 20 Jahren konzipiert worden, seitdem hat sich einiges gewandelt. Wir schaffen mehr Vielfalt bei den Restaurants. Es wird mehr mit Service geben, es entstehen mehr Bars und mehr Suiten, da wir eine starke Nachfrage nach höheren Kabinenkategorien sehen. Übrigens, als die Schiffe entwickelt wurden, waren es die größten für den deutschen Markt. Heute zählen sie zu den Kleinsten.