Reederei F. Laeisz - 200 Jahre
(noch Baustelle)
1824 begann Ferdinand Laeisz in Hamburg sein Handwerk als Hutmacher und eröffnete ein Geschäft für Zylinderhüte. Daraus entwickelte sich eine bedeutende und inzwischen eine der ältesten Reedereien der Hansestadt Hamburg. Die Expansion ins Ausland bedingte eigene Schiffe und führte zur Brigg Carl.
1852 stieg Ferdinands Sohn Carl Laeisz als Teilhaber in das Unternehmen ein und 1857 erfolgte die Ablieferung des ersten Schiffsneubaus. Die hölzerne Bark wurde nach dem Spitznamen der Ehefrau Carls, Sophie Christine geb. Knöhr, Pudel getauft aufgrund ihrer krausen Haare und bildete den Anfang einer schnell wachsende Segelschiffsflotte.
Das Haus F. Laeisz entwickelte mit seinen Seglern Schiffsverbindungen in die ganze Welt und Laeisz beteiligte sich an der Gründung namhafter Reedereien, darunter die Hamburg Süd, die Hapag, Deutsch-Australische Dampfschiffahrtsgesellschaft, Woermann-Linie, und die Deutsche Ost-Afrika-Linie.
Die sogenannten Flying-P-Liner, schnelle Segelschiffe, die noch bis in die 1930er Jahre vor allem in der Weizenfahrt nach Australien und die Salpeter-Route rund Kap Hoorn an die Westküste Südamerikas fuhren, führten zum Ruhm dieser Reederei. Ab 1900 stieg die Reederei groß in den Anbau und Handel und Transport mit Bananen ein, denen bald andere Kühlladungen folgten.
Nachdem sich an der Reederei neben der Familie Laeisz bereits die Partner Willi Ganssauge (1936) und Nikolaus W. Schües (1973) Partner wurden, übernahm Anfang 1982
in einer schweren Schiffahrtskrise die neu gegründete F. Laeisz Schiffahrtsgesellschaft mbH + Co alle Schiffahrtsgeschäfte.
Im Jahr 1993 wurden die Schiffe und die Mitarbeiter der Deutschen Seereederei in Rostock übernommen. Die Reederei F. Laeisz, Rostock, ist heute die operative Gesellschaft und die F. Laeisz GmbH, Hamburg, fungiert als Holding. Heute gehören große Autotransporter und Bulker zur Flotte. Gastanker und Container- sowie Forschugsschiffe komplettieren die Flotte und in der Binnenschifffahrt ist das Haus Laeisz mit Passagierschiffen engagiert.
Eine reine Reederei ist F. Laeisz GmbH nicht mehr, denn zu den Geschäftsfeldern zählen auch das Versicherungswesen und der Handel. 1989 gründete Nikolaus W. Schües mit elf Mitstreitern die Hamburger Wasserstoff-Gesellschaft , auch um das Potential von Wasserstoff bekannt zu machen.
Auch daher ist F. Laeisz heute Mitglied der 2021 gegründeten H2Global-Initiative, die den Markthochlauf von grünem, aus erneuerbaren Energien hergestellten Wasserstoff und Ammoniak vorantreiben will.
Grob die Hälfte des Umsatzes macht der Konzern mit dem Bananenhandel. Dazu gibt es eine spannende Geschichte, in der die
Reederei Russ und Familie Gansauge eine wichtige Rolle spielten.
Bananen für Deutschland
Um 1910 wurden in Deutschland circa 1100 Stauden Bananen eingeführt, um 1911 waren es bereits 1 Million Stauden und 1914 rund 2 Million Stauden. Um 1914 aß jeder Deutsche etwa vier Bananen pro Jahr, in Großbritannien waren es 24 Bananen und in den USA sogar 90 Bananen pro Jahr. Das kennzeichnet die mögliche Entwicklung des Bananenkonsums und zeigt dass Deutschland hier einen großen Nachholbedarf hatte.
Um 1907 war die Reederei Laeisz von der Monokultur des Salpetergeschäfts abhängig, auch wurde die Abhängigkeit von der Segelschifffahrt deutlich gesehen, da die Dampfschiffe inzwischen eine große Konkurrenz darstellten. Der Wettlauf zwischen Dampf und Segelschiffen war längst zu Gunsten der Dampfschiffe entschieden, denn nur noch 12 % der Welt-Handelsflotte von rund 40 Millionen BRT fuhr unter Segel.
Zu dieser Zeit wurde die Reederei Laeisz vom befreundeten Reeder und Schiffsmakler Ernst Russ auf die Möglichkeiten des Bananenanbaus in Afrika aufmerksam gemacht. Geeignete Gebiete in Kamerun
befanden sich seit 1884 im Deutschen Schutzgebiet. Hier in Lädereien um den großen Kamerunberg existierten bereits die drei deutschen Faktoreien Deido, Marimba und Klein Tangas.
Die Tikoebene am Fuße der Kamerunberge mit ihren fruchtbaren vulkanischen Boden war besonders für den Bananenanbau geeignet. Gelegen am Bimbia Creek des Mungodeltas
war auch ein seetiefes Flußarm vorhanden, der sich für die Anlage eines Hafens gut eignete. Auf der Keka-Insel vor Tiko entstand der neue Hafen, der mit einem Damm mit Tiko verbunden
wurde.
Daher wurde die Tikoebene für Laeisz erworben, um hier Pflanzungen anzulegen. Dies war eine wesentliche Aktion vom Prokuristen Paul Gansauge, der zusammen mit Ernst Russ die Möglichkeiten in Kamerun erkundet hatte. 1908 wurden hier 350 Bananen Schützlinge von den Kanarischen Inseln und aus Zentral-Amerika gepflanzt. Um 1912 erfolgte die Gründung der Afrikanischen Frucht-Compagnie GmbH (AFC) durch Übernahme der Mehrheit (2 Mio. Goldmark) der 1910 gegründeten Afrikanischen Frucht-Compagnie Berlin. Ernst Russ erhielt für seine Aktivitäten in der Anfangsphase 5 % Gratisaktien dieser neuen Gesellschaft.
Ende 1913 waren bereits 440 ha bepflanzt und es wurden 12.000 Stauden Bananen geerntet. Da die Reederei noch nicht über Kühlschiffe verfügte, wurden die Bananen zu so genannten Trockenbananen verarbeitet und 1913 wurden rund 400 Kisten Trockenbananen zu je 30 kg nach Deutschland transportiert. Ein Jahr vorher hatte die Reederei bei der Tecklenburg Werft in Geestemünde zwei Bananenschiffe oder besser Kühlschiffe in Auftrag gegeben.
Diese beiden 3000 BRT großen Kühlschiffe liefen 14 Knoten und hatten einen Kühlraumröße von 180.000 Kubikfuß. Sie waren fast 30 Jahre lang erfolgreich in Betrieb
und wurden 1945 unter dem Namen Nordenham und Oldenburg versenkt. Allerdings haben diese Kühlschiffe nie für die AFC bzw. Reederei Laeisz Bananen transportiert, denn als sie vom Stapel liefen war der erste Weltkrieg ausgebrochen. Die Pionier lag danach als Wohnschiff
der Marine Navigationsschule in Eckernförde jahrelang an der Pier. Die Pungo wurde dagegen unter dem Namen Möve berühmt, sie versenkte als Hilfskreuzer rund 178.000 Bruttoregister feindlichen Schiffsraum.
Modell der Möve, ex Pungo der Reederei F. Laeisz (Quelle Wikipedia, Foto von Dr. Karl-Heinz Hochhaus)
Ein anderes Pionierschiff war die 1983 für F. Laeisz gebaute Puritan, eines der ersten reinen Kühlcontainerschiffe. Auf der Puritan konnten alle Container (sogenannte Integralcontainer) gekühlt werden. Bei Chiquita hat die Puritan den Übergang vom Bananen-Kühlschiff zum Bananen-Kühlcontainerschiff eingeleitet und war auch vorwiegend zum Bananentransport in Charter. 2003 wurde das Schiff an Chiquita Brands verkauft.