Royal Louise

 

Dieser Beitrag und die Fotos entstanden im Rahmen einer Sitzung (vom STG-Fachausschuß "Geschichte") im Verein Seglerhaus am Wannsee.

 

Die Royal Louise ist ein Rahsegler, der seit 1999 als originalgetreuer Nachbau wieder auf der Havel fährt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung  rechts: Miniatur Fregatte Royal Louise um 20190 auf der Havel liegt beim Verein Seglerhaus am Wannsee (Foto Dr. Hochhaus)

 

 

 

Die Vorgängerin, die 1831 entstandene maßstabgerechte Modellfregatte, war ein Geschenk des britischen Königs an den preußischen König Friedrich Wilhelm und wurde 1832 von der Bauwerft in London zur Pfaueninsel überführt. 1947 wurde diese erste Royal Louise abgewrackt und 1999 entstand ein Nachbau auf der Yachtwerft Berlin.

 

 

 

 

 

Abbildung  Links: Miniatur Fregatte Royal Louise um 1904 auf der Havel (Willy Stöver)

 

 

 

Royal Louise im Vordergrund mit Kasino und Brücke bei Glienicke (Xaver Sandmann)

 

 

Geschichte

Hintergrund war der 1814 errungene gemeinsame Sieg der Herrscher von Großbritannien, Preußen, Russland und Österreich über Napoleon, der in London mit einer großen Flottenparade gefeiert wurde.

 

 Aus diesem Anlass machten sich die Herrscher gegenseitig großzügige Geschenke und der preußische König Friedrich Wilhelm III. erhielt vom britischen Köni ,Georg III, der von 1760 bis 1820 herrschte, ein Segelboot von 10 Meter Länge mit drei Masten für Fahrten auf den Berliner Seen der Havel.

 

Als sich dieses Boot um 1830 in einem schlechten Zustand befand, schenkte sein Nachfolger William IV, von 1830 bis 1837 König von Großbritannien, dem preußischen König mit dem verkleinerten Nachbau der Fregatte Thetis 1832 ein neues, repräsentatives Schiff. Diese Schiff war ein maßstabgerechtes Modell im Maßsatb 1:3 der dreimastigen Fregatte. Der Nachbau entstand 1831 auf der königlichen Werft, der  Royal Dockyard in Woolwich bei London und wurde auf den Namen der 1810 verstorbenenpreußischen Königin Royal Louise getauft.

 

Die Royal Louise wurde mit Hilfe des 38-Meter-Schleppers Lightning mit 2 × 50 PS von London nach Hamburg geschleppt. Hier wurde sie aufgrund des Tiefganges auf einen Prahm verladen, der von einem Schlepper der Seehandlungs Societät nach Berlin überführt wurde. Die Masten konnten stehenbleiben, da die Brücken seinerzeit über Mastklappen verfügten. Auf dem Wannsee wurde die Royal Louise am 22. Juni 1932 von Lord Adolphus Fitz-Clarence an Friedrich Wilhelm III. übergeben. Sie wurde als königliche Yacht auf der Pfaueninsel stationiert. Hier wurde ein überdachter hölzerner Fregattschuppen gebaut, der vom Architekten und Mitglied der Schlossbaukommission Albert Dietrich Schadow entworfen wurde.

 

Die Royal Louise liegt bei der Kaiserlichen Matrosenstation Kongsnæs, 1895

 

 

1841 neuer Liegeplatz bei der Matrosenstation Kongsnæs

 

Da die Nutzung beim bisherigen Liegeplatz sehr aufwendig war, man musste erst vom Festland auf die Pfaueninsel übersetzen, erhielt die Royal Louise, die von 1832 bis 1914 auf der Havel und dem Jungfernsee segelte, 1841 bei der Matrosenstation am Potsdamer Jungfernsee in den Sommermonaten einen neuen Heimathafen. Die ursprüngliche Pionierstation war von sieben Pionieren besetzt, die für die Bedienung und Pflege der Royal Louise abgestellt waren. Die Pionierstation diente danach als Kadettenanstalt und die Besetzung mit Matrosen wurde ab 1850 von der Preußischen Marine in Kiel gestellt. So wandelte sich der Name im Laufe der Zeit von der Pionierstation zur Matrosenstation, die auch als Liegeplatz von kleineren Booten genutzt wurde.

1891 ließ Kaiser Wilhelm II auf dem Gelände der Matrosenstation mehrere neue Gebäude im norwegischen Holzbaustil errichten und daher erhielt diese Einrichtung den Namen Kongsnæs (norweg.: Landzunge des Königs). Sie besteht immer noch und heißt heute „Kaiserliche  Matrosenstaion Kongsnaes Potsdam“. Die Modellfragatte diente zeitweilig als Anschauungsobjekt für Kadetten der Marineschule, wurde ansonsten vorwiegend von den königlichen Familien genutzt.

 

1902 erfolgte eine Grundreparatur, dabei wurde u. a. die Kupferbeplattung entfernt und die Takelung geändert.

 

Bis 1914 diente die Royal Louise der Kronprinzessin Cecilie als Yacht. Den folgenden Ersten Weltkrieg verbrachte die Royal Louise auf der Pfaueninsel im Fregattenschuppen und ging 1918 in die Werft Kluge am Sacrower See.

1921 Übergabe der Royal Louise an den Verein Seglerhaus am Wannsee und an die Fischerei in Sacrow

 

Nach dem Krieg musste Kaiser Wilhelm II. abdanken. Als die Besitztümer des Königshauses aufgelöst wurden, verblieb die Royal Louise im Eigentum des ehemaligen Kaisers. Er übergab sie am 23. Januar 1921 an den Verein Seglerhaus am Wannsee zur Nutzung durch die Jugendabteilung. Hier hat später auch der Nachbau seinen Liegeplatz gefunden. 1924 wurde das laufende Gut der Royal Louise, Masten und Spieren durch einen Brand weitgehend vernichtet und sie wurde 1926 als Hulk an die Staatliche Lehranstalt für Fischerei Sacrow übergeben.

 

1935 Denkmal für die deutsche Marine

 

1932 wurde die Royal Louise als Hulk von der Marine übernommen und nach Kiel überführt. Nach der Restaurierung wurde sie 1935 auf der Schanze am Flandernplatz in Kiel Wik als Denkmal an Land aufgestellt. 1945 wurde sie im Rahmen der Entmilitarisierung auf Anordnung der Britischen Besatzungsmacht endgültig abgewrackt und diente der Bevölkerung in der schweren Nachkriegszeit als Brennholz. Das war das Ende der Royal Louise, auf der im jugendlichen Alter bereits fünf Könige segelten. Die Galionsfigur und Salutgeschütze sind in Berlin noch vorhanden.

Originalgetreue Rekonstruktion der Royal Louise auf der Yachtwerft Berlin

 

Der Nachbau ist ein historisch getakelter Dreimaster mit Rahsegeln an allen Masten, eine originalgetreue Rekonstruktion der britischen Miniaturfregatte von 1832. Die "Royal Louise" wurde 1996–1998 unter Aufsicht der Beratungs- und Projektmamagementgesellschaft für regionale Wirtschaftsentwicklung mbH von der Yachtwerft Berlin GmbH in Berlin-Köpenick im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gebaut.

 

Sie wurde finanziert vom Arbeitsamt, dem Berliner Senat und der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben.[3] Von 1999 bis 2001 wurde das Schiff von einem privater Träger betrieben, der aber Pleite ging. Das abgetakelte Schiff lag drei Jahre auf der Dahme in Köpenik, bis es im Sommer 2004 vom neu gegründeten Verein „Royal Louise Yacht- und Schifffahrtsverein e.V.“ mit inzwischen rund 130 Mitgliedern übernommen wurde.[4]So wurde die Royal Louise ein Wahrzeichen der Berliner Seen und beliebtes Fotomotiv bei zahlreichen Kulturveranstaltungen.

 

Der Liegeplatz befindet sich wieder beim Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW) in Berlin und sie segelt wie früher auf den Havelseen. Der neu gegründete Verein betreibt sie erfolgreich als Wahrzeichen der historischen Seen-, Schlösser- und Parklandschaft in Berlin und Potsdam. Es werden Fahrten für die Vereinsmitglieder und Gäste veranstaltet, und klassische Segelregatten sowie kulturelle Veranstaltungen begleitet und unterstützt.[5][6] 2008 wurde der Nachguss der von J. F. Schadow geschaffenen Büste der Königin Luise von Preußen, Namensgeberin des Schiffes, an den Kapitän Lothar Voß übergeben,[7] die ihren Platz im Salon der Royal Louise fand.

 

Der hölzerne Fregattenschuppen auf der Pfaueninsel mit der bemerkenswerten Bohlenbinderkonstruktion des Daches wurde 1831–32 nach den Plänen von Albert Dietrich Schadow errichtet und wurde wieder seinem eigentlichen Verwendungszweck zugeführt. Die einzigartige kirchenschiffartige Konstruktion dient wieder als Winterlager für die Royal Louise. Dafür werden die dreiteiligen Masten abgetakelt und abgelegt. Abhängig von den gepanten Winterarbeiten kann jedoch der untere Teil der Masten stehen bleiben, damit passt der Segler in der Höhe in den inzwischen renovierten Fregattenschuppen.

Literatur

Michael Stoffregen-Büller: Auf blauen Havelfluten, ROYAL LOUISE – die Fregatte der Preußenkönige und die Kaiserliche Matrosenstation zu Potsdam